Geschichten aus Carminas Naturgarten-Buch

Von Schnecken und Schmetterlingen - Das große Frühlingserwachen

III IV Anno MMXXI


Im Jahr 2021 (Anno MMXXI) wollte sich der Winter einfach nicht zurückziehen. Da halfen auch keine noch so guten Zaubersprüche. Mir und den Gartenbewohnern war das alles viel zu kalt. Jeden Tag musste ich dafür sorgen, dass der Gelbbrandkäfer in der Regentonne Luft zum Atmen hatte. Wie ich das geschafft habe, erzähle ich euch ein anderes Mal. Alle Wasserflächen waren mit einer dicken Eisschicht bedeckt. Täglich habe ich das Eis aus den Vogeltränken entfernt, damit die Vögel genug Wasser zum Trinken hatten.

Dann kam endlich der Frühling und wir freuten uns alle sehr darüber. Die Sonne schien tagelang von einem blauen Himmel und es war so warm, dass ich im Garten ins Schwitzen gekommen bin. Viele Büsche und Bäume hatten schon dicke Knospen und überall kamen die Frühlingsblumen und die Kräuter aus dem Boden. 

 



Blüht ab Ende März / Anfang April



Es flogen sogar schon zwei Schmetterlinge im Garten umher. Das eine war ein Zitronenfalter. Er ist aber so schnell wieder weiter geflogen, dass ich ihn nicht fotografieren konnte. Aber von dem anderen, einem Tagpfauenauge, habe ich ein Foto gemacht. Das füge ich jetzt hier ein.



Oh, das war wohl nix. Ich glaube nicht, dass ihr den Schmetterling auf dem Foto finden könnt. Oder vielleicht doch? Er hat mal wieder die Flügel eingeklappt und das genau in dem Augenblick, als ich auf den Auslöser drückte. Ich glaube, er war durstig, weil er sich auf dem nassen Stein niedergelassen hatte. Die Dachwurz zwischen den Steinen war davor ganz mit Staub bedeckt und ich habe sie mit Wasser abgespült. Ja, ich weiß. Es sieht so aus, als hätte jemand im Garten Pipi gemacht. Es ist aber nur Wasser aus der Regentonne.

Ich konnte beobachten, dass auch Schmetterlinge zwischendurch Wasser trinken. Ich glaube, dass sie dies tun, wenn der Nektar ihnen nicht ausreicht. Ich habe mal gelesen, dass sie beim Trinken von Wasser auch Mineralstoffe aufnehmen. Da muss ich mich mal genauer erkundigen. Das wäre auch eine Forschungsaufgabe für die Detektei-Carmina.

Da es mal wieder schwierig war, ein gute Fotos von den Schmetterlingen zu machen, habe ich ein älteres Foto für euch rausgesucht. Jetzt bin ich mal gespannt, ob ihr wisst, wie dieser Schmetterling heißt. Es ist einer der beiden, die schon so früh im Garten herumflogen.



Am selben Tag habe ich zwei kleine Gehäuseschnecken entdeckt. Die Schnecken sind also auch schon aus ihrem Winterschlaf erwacht. Sie sind viel leichter zu fotografieren und zu filmen, als die Schmetterlinge. Ich finde es klasse, dass sie ihr Haus immer dabei haben. Das ist so wie bei uns Menschen, wenn wir mit einem Wohnmobil unterwegs sind.


Von den Schnecken habe ich gleich mehrere Fotos gemacht. Die kleine Schnecke oben auf dem Bild ist noch ganz mit Erde verschmiert. Sie war noch zum Teil in der Erde drin, als ich sie fand. Sobald der Boden nicht mehr gefroren ist, beginne ich mit meiner großen Frühjahrsputz-Aktion im Naturgarten. Dann werden auch die trockenen Pflanzenstängel entfernt, die keine Samen mehr tragen. Ich lasse sie den ganzen Winter hindurch stehen, weil in vielen Kapseln noch lange Samen verbleiben. Diese dienen als Winterfutter für die Vögel. In hohlen Stängel überwintern auch Insekten. Zum Frühjahrsputz gehört auch das Entfernen von Gräsern, weil sie sonst alle anderen Pflanzen überwuchern würden. Dabei muss ich sehr vorsichtig sein, um andere Gartenbewohner nicht aus Versehen zu zerdrücken. Wie zum Beispiel diesen kleinen Käfer hier.



Ich möchte euch gerne zeigen, wie klein die Schnecke mit dem gelben Haus ist. Ich habe sie deshalb neben das leere Haus einer Weinbergschnecke gelegt. Weinbergschnecken werden sehr groß. Die auf dem Foto war noch nicht ganz ausgewachsen.



Die zweite Schnecke, die aus dem Winterschlaf erwacht war, ist ein ganzes Stück größer, als die mit dem gelben Haus. Aber an die Größe einer Weinbergschnecke reicht sie noch lange nicht heran.


Schreck lass nach. Ich war so sehr in das Schreiben meiner Gartengeschichte vertieft, dass ich völlig die Zeit vergessen habe. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass die Mittagszeit schon fast vorbei ist. Die Gartenbewohner warten bestimmt schon wieder auf mich. So wie diese beiden Kohlmeisen, die immer ein paar Sonnenblumenkerne bekommen, wenn ich im Garten bin. Im Frühling gibt es immer nur ein paar Kerne, weil es dann wieder Insekten und Maden zum Verspeisen gibt. Wir wollen ja nicht, dass die beiden pummelig und träge werden. Die sollen sich ihr Futter schon selbst suchen, sobald es genug gibt.

Die kleinen Meisen-Kinder brauchen ganz besonders viele Insekten, Würmchen und Maden, denn sonst werden sie krank. Reines Körnerfutter ist nichts für die Meisen-Babys und die Meisen-Kinder.  In meinem Naturgarten gibt es ein Meisen-Restaurant. Es befindet sich in der Nähe des Blaumeisen-Kastens, also gleich um die Ecke, in weniger als einer Minute Flugzeit zu erreichen. Doch davon erzähle ich euch ein anderes Mal.

 


Während diese beiden Kohlmeisen, eine Blaumeise und die ganze Spatzenbande wartet, sitze ich hier noch immer im Schlabber-Pulli mit Schlabber-Wohlfühl-Hose und ungekämmten Wildwuchshaaren. Also schnell anziehen und Haare kämmen. Obwohl - also mal ganz ehrlich: Würde es überhaupt jemand merken, wenn ich sie ausnahmsweise mal nicht kämme? Man sieht nämlich keinen großen Unterschied zwischen meiner gekämmten und meiner ungekämmten Löwinnen-Mähne. - Was! - Löwinnen haben überhaupt keine Mähne? Das ist aber voll ungerecht. Okay, dann ist es eben meine Trollfrau-Mähne. So. Das Dumme beim Verzicht auf den Kamm ist jedoch, dass ich meine Haare dann nie wieder auseinander bekommen würde. Nach dem Waschen ist das schon schwierig genug. Was täte ich nur ohne mein Klettenwurzel-Haaröl? Das ist immer meine Rettung. Ich nenne es das "Anti-Ziep-Öl". Früher haben sich die Menschen die Haare und ihre Wäsche mit Seifenkraut gewaschen. Das wächst in meinem Garten und so sieht es aus, wenn es blüht:


Hübsch, nicht wahr? Ach du meine Güte. Ich sitze ja noch immer vor dem Computer und komme mal wieder von Höcksken auf Stöksken. Das stammt aus dem Ruhrpott-Slang und heißt übersetzt: von Hölzchen aufs Stöckchen. Es ist wichtig aufzuschreiben, wer schon alles aus dem Winterschlaf erwacht ist. So weiß ich dann im nächsten Jahr, ob sich etwas verändert hat, ob es kälter geworden ist oder wärmer. Und außerdem gibt es so viele Erfahrungen, die ich gerne mit euch teilen möchte. Und jedes Mal, wenn ich etwas aufschreibe, kommt mir eine neue Idee: Ich muss meine Haare mal wieder mit Seifenkraut waschen und euch Junghexen und Jungzauberern zeigen, wie das geht. Und ich werde die Bilder von meinem Fotoshooting mit den Schnecken für euch veröffentlichen. Ich hoffe, dass ihr viel Spaß daran haben werdet. Aber jetzt - nix wie raus. Auch die Schnecken haben mir nach dem Fotografieren und Filmen eindeutig gezeigt, wie sie sich fühlten: "Nix wie weg."



So eine Schnecke, die keinen Bock mehr hat, ist ganz schön schnell. Wow. - Also klappe ich jetzt auch den Buchdeckel zu und verschließe mein geliebtes Naturgarten-Geschichten-Buch, mit dem magischen Siegel. Und dann ab damit in das geheime Versteck. 

Eure Carmina